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Warum Boeing als antizyklisches Investment einen Blick wert ist

Für Boeing läuft es momentan gar nicht gut. Neben dem 737-MAX-Debakel sowie den Problemen beim Dreamliner und anderen Modellen liegen nun auch noch große Teile der Luftfahrtbranche lahm. Die Aktie ist vom Hoch aus 68 Prozent abgestürzt. Ist Boeing dennoch eine Investment-Chance?

Bei Boeing geht gerade alles schief

Ursprünglich wollte der Luft-, Raum- und Rüstungskonzern bereits Anfang dieses Jahres wieder voll durchstarten. Vor allem die Wiedererlangung der Fluglizenz für das Brot- und Buttermodell 737-MAX hielt den Aktienkurs von Boeing lange in luftigen Höhen. Doch dann ging alles schief: Interne Mails über Fehler bei der Konstruktion der 737-MAX sowie neue Probleme bei Türen und in den Verkabelungen verschoben die erhoffte Wiederzulassung des Mittelstreckenjets in weite Ferne. Dazu kamen noch Probleme beim neu gebauten Langstreckenflugzeug Dreamliner (Boeing 787) sowie Softwareprobleme. Das kostete den ehemaligen Chef Dennis Muilenburg einen Tag vor Weihnachten seinen Job.

Der neue Boeing-Chef David Calhoun dachte, dass er den Karren bis zum Sommer 2020 aus dem Dreck ziehen und den einst weltgrößten Flugzeugbauer wieder zurück in die Erfolgsspur bringen könnte. Doch dann kam Corona und die zivile Luftfahrt hörte im Bereich der Passagierflüge ab Mitte März de facto auf zu existieren. Die Pandemie hat zu einem abrupten Einbruch der Nachfrage nach Passagierflügen um weltweit 85 Prozent geführt. Fluggesellschaften rund um den Globus kämpfen jetzt ums Überleben. Neben der auf null gefallenen Nachfrage nach neuen Jets hagelt es außerdem Stornierungen. Der noch Ende letzten Jahres komfortable Auftragsbestand von Boeing hat sich durch Stornierungen und Auslieferungen bereits um 20 Prozent auf noch 4.000 Maschinen reduziert. Seit Mitte Februar fiel die Aktie daher wie ein Stein: von 347 US-Dollar auf nur noch 89 US-Dollar am 18. März. In der Spitze kosteten die Papiere des Flugzeugbauers am 1. März 2019 knapp 446 US-Dollar. Aktuell sind es noch knapp 143 Dollar pro Anteilsschein.

Boeing Aktienkurs im Chart

Die aktuellen Zahlen zum ersten Quartal für den Umsatz und den Verlust des Unternehmens sehen verheerend aus und liegen sogar noch unter den schlechten Erwartungen der Analysten. Dennoch notiert die Aktie am Tag der Veröffentlichung der Quartalszahlen mit fast 10 Prozent im Plus.

Licht am Ende des Hangars

Positiv zu vermerken ist, dass die US-Regierung ein 25 Mrd. US-Dollar Hilfsprogramm zur Sicherung der Löhne in der Luftfahrtindustrie genehmigt hat. 9,5 Milliarden Dollar aus diesem Programm sind bereits freigegeben. Die Mittel, die an die 10 großen und 83 kleineren US-Fluggesellschaften gezahlt werden, sollen den Airlines angesichts des derzeit stillstehenden Geschäfts helfen, zu überleben. Die Fluggesellschaften werden jedoch weiterhin Schwierigkeiten haben, ihre Betriebskosten und ihre Schulden zu bedienen, und daher werden die Bestellungen neuer Flugzeuge aus dem In- und Ausland für Boeing im gesamten Geschäftsjahr gegen null tendieren. Gleichwohl ist es möglich, dass die Pandemie mit entsprechenden Eindämmungsmaßnahmen in den Griff zu bekommen ist, so wie es in Asien bereits bei SARS und MERS gelungen ist. Auch der Luftverkehr kann mit entsprechenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen wiederbelebt werden.

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6 Kommentare

  1. Die hohen Schulden werden sie umbringen, bzw. wahrscheinlich wird der Konzern zerschlagen.
    Denn die zivile Luftfahrt wird sich nicht erholen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, selbst in Amiland nicht. Die ganzen Insolvenzen werden ab Sommer zuschlagen, dann geht ein richtiger Eiertanz los. Da wird wohl am ehesten am Urlaub gespart. Und in der Industrie: Bei uns waren konzernweit (!) Flüge letztes Jahr bereits generell untersagt, außer es ging nicht anders. Man mußte den Zug oder das Auto nehmen. Außerdem wurden Tekos empfohlen. Eine Flugreise mußte vom Oberoberchef genehmigt werden und der fragte immer nochmal rück!

    Derzeit freu ich mich sehr über den blauen Himmel. Mal ganz was anderes. (Ok, heute regnets bei 9°C, aber über die (fehlende) Klimaerwärmung dürfen uns ja nur die Medien täglich/stündlich belästigen.)

  2. Hallo Herr Zipfel. Sie haben das Unternehmen Boeing sehr gut analysiert.
    Sie sind auf die Risiken eingegangen und vor allem darauf, dass man als Investor einen SEHR langen Zeithorizont haben muss. In diesem Zusammenhang sprechen Sie von Jahrzehnten.
    Zweifellos ist BA eine interessante Firma.
    Aber:
    Es wird für mehrere Jahre keine Dividendenzahlungen geben !
    So ist halt der Deal, wenn der Staat eine Firma rettet.
    Für einen Investor – sei es ein Institutioneller, oder ein Privatmann – ist BA auf Sicht der nächsten Jahre out. Investiertes Kapital bleibt totes Kapital.
    No cash flow.
    Wer sonst kauft eine solche Firma ? – Hedge Funds und Zocker.
    Und diese werden eher auf der Short Seite zu finden sein, denn wenn jeder weiss, dass der amerikanische Staat diese Firma unter allen Umständen hochhalten wird, kann man sicher sein, dass Uncle Sam auch den Aktienkurs stützen wird.
    Meine Vermutung: Die Short Seller werden mit der Kombination aus Aktie Short und verkauften Optionen grosse Gewinne machen können, in der Gewissheit, dass Washington oder der Bundesstaat Oregon oder womöglich die FED stets und ständig den Kurs stützt – so lange, bis ihnen wegen der verhassten Hedger irgendwann der Geduldsfaden reisst.
    Mein vermutetes Szenario:
    Über Monate wird der Kurs stagnieren, mit kurzzeitigen dips und bounce backs.
    Irgendwann tickert der Kurs seltsamerweise tiefer, mehr und noch mehr shorties springen auf – in den News wird man vom Desaster bei Boeing lesen, vorzugsweise bei CNN und im ‚Barrons‘ übers Wochenende.
    Herr Zipfel, Sie sind Journalist und wissen selber, wie sowas funktioniert. Man füttert die Journaille mit krassen Nachrichten, Sondersendungen werden geschaltet, es wird heissen: Boeing steht vor dem Untergang !
    – am Montag geben noch mehr Leute ihre Short Orders auf und dann – Am Dienstag – steigt die FED oder wer auch immer ein und kauft. Und zwar massiv !
    Daraufhin steigt der Kurs kräftig.
    Stop Losses werden am Dienstag getrigggert, damit unlimitierte Kauforders ausgelöst, verkaufte Calls laufen ins Geld ..
    Margin Calls führen zu weiteren massiven unlimitierten Kauforders.
    Ein enormer Squeeze setzt ein, der Kurs schiesst durch die Decke.

    Wie kann man einen solchen Upmove mitreiten ?
    – Volumenprofil beobachten
    – Open Interests der Optionen im Blick halten
    – im Tail des downmoves calls mit delta 30 kaufen

    Besten Gruss und Danke für Ihren Bericht
    Sie haben mich auf eine Idee gebracht :-)

    Ach so .. wollen wir um irgendwas wetten ?

  3. Warren Buffett says Berkshire sold all its airline stocks because of the coronavirus

    CNBC

    Bin gespannt wie am Montag Boeing reagiert 🛬🛬🛬🙈

  4. Buffett- Durchschauer

    Wenn Buffett sagt er verkaufe, dann hat er sicher schon verkauft u.hofft dass seine Jünger folgen u.er noch tiefer wieder eindecken oder kaufen kann. Den Heiligenschein hat er schon lange verloren u.in meinen Augen auch noch nie gehabt. Er wird damit wieder ein bisschen reicher u.seine Jünger vergöttern ihn dann noch mehr, obwohl er sie als Manipulermasse benutzt, wie natürlich Andere auch.
    Hat er nicht schon früher einmal gesagt der DOW Jones könne auf unermessliche Höhen steigen, ( ich weiss die Zahl nicht mehr) während man später erfuhr, dass er in dieser Zeit Aktien abbaute u.riesige Cash- Volumen aufbaute?

    1. sold – verkauft, Vergangenheit, er hat alles verkauft, wahrscheinlich schon vor 2-3 Wochen

  5. Buffett- Durchschauer

    @Torsten, Danke für die Berichtigung, ändert aber nichts an der Sache.Die hochgelobte Anlagestrategie von Buffett, nämlich kaufen u.jahrzehntelang halten, gilt schon lange nicht mehr. Auch er kauft, verkauft, schichtet um u.anerkennt somit ,dass die Halbwertszeit der Firmen heute viel kürzer ist als früher wo man gute Aktien über Generationen gehalten hat. Somit erübrigt sich auch der immer von vielen Profis erteilte Ratschlag „BAISSEN AUSZUSITZEN.“

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