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Die Welt giert nach Flüssiggas Zwei neue LNG-Terminals in den USA – mehr Gas für Europa

Zwei neue LNG-Terminals werden in den USA gebaut. Auch wenn das noch dauert - die Exportmenge kann damit ausgeweitet werden.

Zwei neue LNG-Terminals entstehen in den USA! Schauen wir zuerst auf die Gesamtlage. Da Europa sich von Russland als Energie-Lieferant abwendet in Folge des Ukraine-Kriegs, giert man nach Ersatz. Und da die Niederlande, Norwegen und andere Lieferanten nicht mal ansatzweise russische Pipeline-Lieferungen ersetzen können, muss der Ersatz über die Weltmeere herangeschafft werden per Flüssiggas (LNG). Vor allem auf die USA als Lieferant kommt es an. Dass das Land jetzt schon verdammt viel Gas fördert, sah man jüngst an dramatisch fallenden Gaspreisen in Texas, da zu viel Gas die zu geringen Pipeline-Kapazitäten überflutet. Aber auch die LNG-Terminals sind wichtig. Gibt es mehr Gasangebot als Terminals zum Umwandeln in Flüssiggas und zum Verschiffen, kann die Versandmenge Richtung Europa nicht ausgeweitet werden.

Einerseits will man Europa entkoppeln vom Lieferanten Russland. Und andererseits ist die verstärkte Lieferung von Gas natürlich auch ein Segen für die amerikanische Volkswirtschaft. Konzerne, Terminalbetreiber, Ausrüster (siehe erst gestern Halliburton mit einem massiven Gewinnsprung) profitieren massiv vom neuen Energie-Boom – und natürlich auch hunderttausende oder sogar Millionen von Arbeitnehmern, die gut bezahlte Jobs in der Branche finden. Jetzt sieht man den Neubau von zwei LNG-Terminals in Texas. Es wird natürlich noch einige Zeit dauern, bis sie wirklich an den Start gehen, aber irgendwann muss man ja den ersten Schritt machen. Die langfristige Erweiterung der Kapazitäten ist wichtig – denn auch wenn sich die Lage am europäischen Gasmarkt kurzfristig entspannt hat wegen mildem Wetter und vollen Lagern, dürfte sich die Lage in den nächsten 1-2 Jahren ganz ohne russisches Gas verschärfen.

Bau von zwei neuen LNG-Terminals in Texas

Zwei gigantische Projekte, die es den USA ermöglichen werden mehr LNG nach Übersee zu liefern, schreiten voran, so berichtet es Bloomberg. Das Unternehmen Sempra erteilte seinem Auftragnehmer Bechtel kürzlich eine so genannte beschränkte Baugenehmigung, die den Weg für den Beginn der Bauarbeiten an seinem LNG-Projekt in Port Arthur, Texas, frei macht. Die NextDecade Corp. erteilte Bechtel einen ähnlichen Bescheid für ihr Rio Grande LNG-Projekt, ebenfalls in Texas, wie aus einem von Bloomberg eingesehenen Dokument hervorgeht.

Zwei neue LNG-Terminals in den USA – es handelt sich laut Bloomberg um kleine, aber symbolische – und politisch bedeutsame Schritte, da Russlands Krieg in der Ukraine die weltweiten Gaslieferungen zunichte gemacht hat und die Abnehmer in Europa und Asien mehr denn je von den USA abhängig gemacht hat, was den Brennstoff Gas angeht. Amerikanische Gasunternehmen arbeiten seit Jahren an milliardenschweren LNG-Terminals, die dazu beitragen sollen, die Schiefergasvorräte der USA nach Übersee zu transportieren, aber bisher konnte nur eine Handvoll Terminals einen Punkt erreichen, an dem sie regelmäßige Lieferungen ins Ausland durchführen.

Selbst nach dem Baubeginn werden diese beiden LNG-Terminals in Port Arthur und Rio Grande wahrscheinlich noch vier Jahre von ihren ersten Exporten entfernt sein. Sempra und NextDecade reagierten nicht sofort auf Bitten um Stellungnahme. Bechtel, das in öffentlichen Dokumenten als Auftragnehmer für beide Projekte der Unternehmen aufgeführt ist, lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Bescheide wurden ausgestellt, nachdem beide Unternehmen Lieferverträge mit ausländischen Käufern unterzeichnet hatten. Aber sie müssen noch Milliarden von Dollar zur Finanzierung der Projekte aufbringen. Port Arthur LNG hat bisher fast drei Viertel seiner Produktion vor allem an europäische Abnehmer verkauft, während Rio Grande LNG drei Viertel der Produktion für die ersten beiden Blöcke seiner Anlage an asiatische Abnehmer verkauft hat.

Sempra hatte zuvor erklärt, dass es am oder vor dem 15. November eine eingeschränkte Bekanntmachung über das Verfahren herausgeben wolle. NextDecade hatte den Aufsichtsbehörden vor kurzem mitgeteilt, dass das Unternehmen noch in diesem Monat mit der Räumung des Projektgeländes beginnen wolle.

Details zum Sempra-Projekt – konkrete Abnehmer in Europa

„Global Construction Review“ hat jüngst über den Deal zwischen Sempra und Bechtel berichtet, bei dem es um einen der beiden LNG-Terminals geht. Die beiden Unternehmen haben sich demnach auf einen Festpreis für den Bau der Anlage in Höhe von 10,5 Milliarden Dollar geeinigt. Wenn das Projekt zustande kommt, werde Bechtel die Detailplanung, die Beschaffung, den Bau, die Inbetriebnahme und die Inbetriebnahme von Phase 1 des Projekts übernehmen, das voraussichtlich zwei Erdgasverflüssigungsanlagen umfassen wird, die bis zu 13,5 Millionen Tonnen LNG pro Jahr produzieren können.

„Die Unterzeichnung des endgültigen Vertrags ist ein entscheidender Schritt, um die Phase 1 von Port Arthur LNG in Richtung einer endgültigen Investitionsentscheidung voranzutreiben“, sagte Justin Bird, Geschäftsführer von Sempra Infrastructure laut dem Bericht. Er fügte hinzu: „Aufgrund des starken Kundeninteresses wissen wir, dass Port Arthur LNG für den Weltmarkt äußerst attraktiv ist.“

Angesichts der Energiekrise in Europa, die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde, hat Sempra bereits unverbindliche Vereinbarungen über LNG-Lieferungen an die polnische Öl- und Gasgesellschaft, die deutsche RWE Supply & Trading, das in London ansässige Unternehmen Ineos Energy und ConocoPhillips unterzeichnet.

FMW/Bloomberg/Global Construction Review

LNG-Terminals in Australien LNG-Terminals in Australien. Foto: Lock the Gate Alliance – Flickr: Curtis Island CC BY 2.0



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5 Kommentare

  1. Naja, wo nun N1 und N2 fasst total zerstört sind, macht das ja auch Sinn.
    Wann wohl die Baugenehmigung beantragt wurde?
    Achtung Verschwörungstheorie, in 6 bis 12 Monaten noch mal nachprüfen.
    Aber dann werden die Deutschen auf den Knien liegen, und ungefragt alles Frackinggas zu jedem Preis nehmen, was sie kriegen können.
    Schöne neue grüne Welt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut, Nord Stream 2 ist wohl nicht zerstört:
      „Man muss nur den Hahn aufdrehen“, sagte Putin bei einem Auftritt auf der russischen Energiewoche in Moskau. Die Röhre sei wohl nicht so beschädigt worden, dass sie nicht mehr genutzt werden könne, sagte er.
      https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/putin-bietet-gaslieferung-via-nord-stream-2-an-li.275956

      1. Hallo Herr Fugmann,
        N1 und N2 bestehen jeweils aus 2 Röhren.
        Also 4 Röhren, von denen 3 zerstört sind.
        1/4 Gaslieferung wätre also noch möglich.
        Deshalb hatte ich auch geschrieben: Fasst total zerstört.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Dann hat der Krieg zumindest einen Gewinner. Ist das nicht wunderbar. Das dürfte sogar das Herz der Grünen erfreuen, haben sie ihr Ziel – Russland zu marginalisieren – erreicht.

  3. Warum sollte Putin sich das antun, solange wie die Grünen an der Regierung sind, überhaupt noch Verhandlungen mit Deutschland anzufangen. Mit einem Kindergarten kann man nicht Verhandlung führen.
    Er wird sein Gas und Öl aus so los.

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