Die Talfahrt der europäischen Aktienmärkte hat sich am Mittwoch verschärft und den Leitindex Stoxx 600 auf ein mehr als sechsmonatiges Tief gedrückt, während die Renditen auf Staatsanleihen aufgrund von Befürchtungen über länger und höhere Zinsen steigen. Der Deutsche Aktienindex ist zeitweise unter die Marke von 15.000 Punkten gerutscht, den tiefsten Stand seit März. Seit seinem Rekordhoch am 31. Juli bei 16.528 Punkten hat er damit fast 10 % eingebüßt. An den europäischen Märkten sehen wir überall das gleiche Bild – fallende Aktien.
Der Stoxx 600 lag um Mittwochmorgen in London um 0,44% im Minus und gab damit zum dritten Mal in Folge nach, da die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2007 5% erreichte, während sich die 10-jährige Anleiherendite der 5%-Marke nähert. In Europa stiegen die Renditen 10-jähriger deutscher Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2011 auf 3 %. Technologiewerte und Automobilhersteller zeigten eine unterdurchschnittliche Performance, während Versorger zulegten, so Bloomberg. Die Korrektur verleiht den defensiven Versorgern neue Energie. Wenn Versorger laufen, läuft es anderswo meist nicht gut.
Unter den Einzelwerten stieg Tesco, nachdem es seine Gewinnprognose erhöht hatte, während Nexi SpA – eine italienische Bank, die sich auf Zahlungssysteme wie Nexi Payments spezialisiert hat – fiel, nachdem die Analysten von Citi im Vorfeld der Ergebnisse einen negativen Catalyst Watch für die Bank eröffnet hatten. Die Aktie von Europas größtem Automobilhersteller Volkswagen gab in der jungen Woche bereits über 3 % nach.
Steigende Renditen belasten die Aktienmärkte
Der massive Anstieg der Renditen und der Ausverkauf am Anleihemarkt hat in den letzten Tagen die weltweiten Aktienmärkte in Mitleidenschaft gezogen, da man befürchtet, dass die Zentralbanken die Zinssätze länger als erwartet hoch halten werden. Der Stoxx 600 hat seine Verluste ausgeweitet, nachdem er bereits zwei Monate in Folge gesunken war. Der Index hat einen Großteil seiner Gewinne in diesem Jahr abgegeben und liegt nur noch knapp über 3 % im Plus. Die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt auch auf die Berichtssaison für das dritte Quartal, die Ende des Monats beginnt.
Zinsen: Höher und länger
Das Mantra „höher und länger“ bei Zinsen ist sehr gefährlich für Aktien, da sowohl die Multiplikatoren als auch die zukünftigen Erträge unter Druck stehen“, sagte Marija Veitmane, Senior Multi-Asset-Strategin bei State Street Global Markets. „Wir haben einen negativen mittelfristigen Ausblick für Aktien im Allgemeinen. Daher bevorzugen wir für unsere Investments derzeit Qualitätswerte wie defensive Aktien sowie Large Caps gegenüber Value, Zykliker und Small Caps“.
Die Strategen von Barclays sagten auch, dass Aktien ohne einen „Circuit Breaker“ wahrscheinlich zu kämpfen haben werden. Während eine solide Gewinnsaison das Potenzial hätte, eine Jahresendrallye auszulösen. Demgegenüber würden jegliche Anzeichen von Schwäche den „perfekten Sturm“ verstärken, der der Positionierung und der Stimmung der Anleger näher zu kommen scheint, schrieb der Stratege Emmanuel Cau in einer Notiz.
FMW/Bloomberg
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