Hintergrund

Die Schweiz ist aus der Eurozone ausgetreten

Der völlig überraschende Schritt der SNB am letzten Donnerstag, den Mindestkurs von 1,20 Euro-Franken fallen zu lassen, wirkt wie Fanal, dass die Eurozone wohl nicht überleben wird – zumindest in ihrem derzeitigen Zustand. Noch 10 Tage zuvor hatte die SNB ihr Mantra wiederholt, dass man den Mindestkurs mit allen Mitteln verteidigen werde – und dann diese Kehrtwende. Warum?

Der SNB muss klar gewesen sein, dass sie damit ihre Glaubwürdigkeit auf Jahre ruinieren wird. Es muss ihr weiter klar gewesen sein, welche Schockwirkungen ihr Schritt für die gloablen Märkte haben muss. Und ebenso klar muss ihr gewesen sein, dass sie damit die Schweiz in eine Rezession bringen kann, die ganze Wirtschaftszweige wie den Tourismus vernichten kann. Warum also hat sie dann diesen Schritt gewagt?

Weil sie, das ist die einzige plausible Antwort, nicht mehr an den Euro glaubt. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Faktisch ist die Schweiz damit aus der Eurozone ausgetreten, an die sie mit dem Mindestkurs gekettet war. Damit aber hat sie den zentralen Mythos der Finanzmärkte angekrazt: dass die Notenbanken alles unter Kontrolle haben. Man wird sich in der Rückschau an diesen Tag erinnern und sagen: das war der Auftakt.

Völlig unklar ist doch, was die EZB mit dem Kauf von Staatsanleihen erreichen will. Die Inflation dürfte kaum nach oben gehen. Die Bnaken dürften kaum mehr Kredite vergeben. Und wenn es keine vollständige Haftungsunion gibt, dann steigt das Risiko für Halter von Euro-Peripherieanleihen an, sodass deren Renditen (=Risikoprämien) trotz der Notenbank-Käufe wieder nach oben gehen dürften. Es ist daher davon auszugehen, dass – wenn keine einheitliche Haftung in der Eurozone mehr besteht – deutsche Staatsanleihen, vor allem aber amerikanische Staatsanleihen profitieren werden. Hinzu kommt die Schweiz mit ihrem Franken, der nun vielfach an die Stelle Japans und des Yen zum (vermeintlich) sicheren Hafen werden dürfte (gleichwohl sind die Perspektiven der Eidgenossen düster angesichts einer völlig überdimensionerten Notenbank und zwei viel zu großen Banken).

Im Grunde ist ja schon alles erreicht, was zu erreichen war: der Euro steht tief, die Riskioprämien für Staatsanleihen Spaniens, Italiens etc. haben eine lächerliche Rendite – die Länder können fast geschenkt neues Geld aufnehmen. Was also soll da noch kommen? Diese Frage werden sich in nicht allzu ferner Zukunft auch die Aktienmärkte stellen – und wenn dann klar ist, dass die Notenbanken nicht die Alles-Heiler sind und sein können, wird es richtig ungemütlich..



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5 Kommentare

  1. was bedeutet
    “ Die Bnaken dürften kaum….“
    mfG
    HN

    1. zu Herbert Novak:Nur weil die Sicherheitsrechnung fast immer Kleinkindniveau hat,muss das nicht zwangsläufig auch für die Kommentare gelten.

  2. Hallo!
    Ich denke das war jetzt nur die „Initialzündung“. Alleine was in den nächsten Wochen/Monaten aus den ganzen Frankenkrediten wird kann sicher schon spannend werden. Wie viele Kredite werden wohl „faul“? Wie viele Immobilien werden plötzlich verschleudert werden? Wie stark werden die Banken dadurch belastet? Das ist ein heißes Eisen.

    Viele Grüße
    Joachim

  3. Helmut Josef Weber

    Ja- so reagieren Demokratien, die Schaden vom Volke abwenden wollen.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

  4. … ich las die Tage einen Kommentar in dem der zukünftig starke Franken mit der ehemals starken D-Mark der Bundesrepublik bezüglich der wirtschaftlichen Situation verglichen wurde. Es besteht meiner Meinung durchaus die Möglichkeit das die Schweiz so wie einst die Bundesrepublik auch mit einer starken Währung gut leben kann. Die Zukunft wird es zeigen…

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