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ETF: Wie funktionieren sie – und sind sie auch in der Krise ungefährlich?

Sind ETFs auch in einer Krise geeignet? Über die Funktion eines ETF - und was in der Corona-Krise passierte

ETF war das Zauberwort unter den Anlageprodukten: während Vermögensverwalter stetig Rückgänge bei den Zuflüssen an Kundengeldern verkraften mußten, traten die ETFs einen jahrelangen Siegeszug an. Wird das so bleiben? Ist ein ETF für jedermann geeignet? Und ist es vor allem auch ein „Krisen-sicheres“ Instrument? Hier ein kurzer Überblick über die relevanten Fakten!

Was ist ein ETF?

Der Begriff ETF stammt aus dem englischen und bedeutet „Exchange Traded Fund“. Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um einen börsengehandelten Indexfonds der die Weiterentwicklung eines Portfolios aus Wertpapieren darstellt. ETFs sind also Fonds, die wie Aktien über die Börse gehandelt werden. Ein ETF kann unterschiedlichste Arten eines Index abbilden, z.B. einen bestehenden Index wie den DAX, aber auch eine Zusammenstellung einer Branche.

Die Anteile daran werden dann an der Börse gehandelt, genauso wie die Aktien eines einzelnen Unternehmens. Für die meisten Investoren ist es schwierig alle Aktien aus einem Index zu kaufen oder zu verkaufen, zudem würde es einen hohen Kapitaleinsatz erfordern. Es ist daher für viele Investoren viel einfacher und günstiger, einen ETF zu handeln, der eine definierte Auswahl an Aktien oder Anleihen enthält.

Der Kurs bestimmt sich wie bei einer Aktie durch den Markt, also durch Angebot und Nachfrage. Weil ein ETF nichts anderes als ein Paket aus Wertpapieren ist, entspricht der Kurs in der Regel dem Gesamtwert der zugrundeliegenden Aktien. Der wohl bekannteste ETF ist der MSCI World, es handelt sich um einen internationalen Aktienindex bestehend aus über 1600 Unternehmen weltweit. Eine große Anzahl an Anlegern nutzen diese Anlageform auch als Sparplan, es werden z.B. monatliche Sparbeträge eingezahlt, um über einen längeren Zeitraum durch den Zinseszins zu profitieren.

Wie entsteht ein ETF?

ETF-Anteile werden durch autorisierte Marktteilnehmer, auch Market Maker genannt, kreiert. Diese arbeiten mit bekannten Anbietern wie z.B. der DWS (Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen) zusammen, die Fondsparte der Deutschen Bank. Professionelle Finanzinstitutionen wickeln die Ausgabe und Rückgabe von ETF-Anteilen gemeinsam im Hintergrund ab. Das Ergebnis ist eine einfache und reibungslose Investmentform. Genau das macht es für Anleger auch so leicht, ein ETF wie eine Aktie an der Börse zu handeln.

ETF: Welche Unterschiede gibt es?

Es gibt zwei unterschiedliche Arten von ETFs: Zunächst gibt es die physisch replizierenden Fonds. Wie das Wort physisch schon aussagt, handelt es sich hierbei um eine 100-prozentige Nachbildung eines Aktienindex wie z.B. dem DAX oder Dow Jones. Diese bestehen konstant aus 30 Unternehmen, dadurch kann eine sogenannte Vollreplikation angewendet werden. Jedes Unternehmen im DAX hat eine bestimmte Gewichtung, die von der Marktkapitalisierung abhängig ist. In einem physischen ETF-Index werden die Aktien gemäß ihrer Gewichtung gekauft. Das ist für Indizes möglich, die sich nur aus einer übersichtlichen Zahl liquider Aktien zusammensetzen. Ist der Index allerdings sehr groß – wie der MSCI World mit mehr als 1.600 verschiedenen Unternehmen – dann werden nur bestimmte Unternehmensanteile gekauft. Man spricht hierbei von der Teilreplikation.

Bei der synthetisch replizierenden Methode werden nicht die physischen Werte eines Index zugrunde gelegt, sondern es erfolgt eine Nachbildung über Derivate, zu Ihnen zählen Optionen, Termingeschäfte und Tauschgeschäfte (englisch: “Swaps”). Dabei schließt der Fonds einen Vertrag mit einem Swap-Partner ab, wie Finanzinstitute und Investmentbanken, die sich dazu verpflichten, im Tausch gegen eine Gebühr die Indexrendite zu „liefern“. Ein synthetisches ETF ist in erster Linie dafür geeignet, kostengünstig in Nischenmärkte oder Anlageklassen wie Rohstoffe zu investieren, die sonst für die meisten Investoren nur schwer zugänglich sind.

Was ist das Ziel und für wen eignen sich?

Das Ziel eines ETF ist es, genau die Rendite zu erzielen, die der entsprechende Index erzielt. Ein ETF versucht damit gerade nicht, durch gezielte Auswahl einzelner Aktien klüger und besser zu sein als die breite Masse der Investoren. Auf diese Weise können Sie einfach und günstig am Marktgeschehen teilhaben, Sie folgen einfach der Mehrheit. Die Zusammensetzung eines ETF-Index wird mehrmals jährlich überprüft und gegebenenfalls angepasst. Sie müssen sich also um nichts kümmern und können sich getrost zurücklehnen und sich im Erfolgsfall über ihre stetige Rendite freuen. Diese Anlageform eignet sich nicht nur für Profis, sondern insbesondere auch für Privatanleger, die ihr Portfolio nicht aktiv managen möchten und ihr Risiko über eine breite Auswahl an Aktien oder Anleihen streuen wollen.

Kritik an ETF

Im Wesentlichen gibt es zwei Kritikpunkte an ETFs: erstens führe ihr „Siegszug“ zu einer Monopolisierung der Märkte: Aktien wie Apple würden immer Markt-schwerer und daher in unzähligen ETFs immer stärker gewichtet. Dazu komme, dass immer mehr Indizes geschaffen werden (es gibt inzwischen mehr Indizes als Aktien), damit dann auf einen neu geschaffenen Index ein Index-ETF aufgelegt werden kann.

Die Folge: es gibt immer mehr ETFs, die auf eine vorhandene Liquidität der Marktteilnehmer trifft – insofern gaukelten die ETFs eine Liquidität vor, die faktisch gar nicht gegeben sei. Komme es zu crashartigen Situationen an den Märkten, könne der Siegeszug dieses Anlagevehikels  die Dynamik noch verstärken, so die Kritiker. Bei dem jüngsten heftigen Abverkauf im Gefolge der Corona-Krise kam es bislang vor allem in illiquiden Sektoren zu Problemen, etwa bei Junk Bonds – hier gab es deutliche Abweichungen zwischen dem Fondspreis und dem Preis der im Fonds enthaltenen Wertpapiere. Bei einem „großen“ ETF wie etwa dem SPY, der den Leitindex S&P 500 abbildet, kam es dagegen nicht zu derartigen Problemen.

Wie gut ist ein ETF auch in schwierigen Marktlagen geeignet?



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2 Kommentare

  1. eben. Einen schnelleren Crash und damit eine größere Herausforderung für die ETF gabs noch nie. Wird mal Zeit festzustellen, daß die ganzen ETF Horrorszenarios nicht eingetreten sind, die die aktiven Fondsmanager immer durchs Dorf getrieben haben.

  2. @ PK, Könnte sein,dass das Spiel noch nicht zu Ende ist. Vor einem Monat hatten die Meisten die hässliche Corona auch nur als ein kleines Grippchen gesehen.In letzter Zeit heben sich sehr viele sehr erfahrene Leute sehr stark getäuscht. Gerade hat ein einziger Anleger der Amro Bank mit einem Margin Call 250 Mio.Verlust eingebrockt. Dass fast Alle auf dem falschen Fusse erwischt wurden, könnte noch Folgen haben.

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