Gold/Silber

Goldpreis in Euro notiert schon wieder nahe Allzeithoch

Goldbarren Beispielfoto

In Euro gerechnet kratzt der Goldpreis bereits wieder an seinen Höchstständen, und das aus gutem Grund: Mit der Aufgabe der Stabilitäts-Kriterien in der Eurozone und den totalen Notenbank-Bazookas weltweit erlebt der älteste Vermögenswert der Welt eine Renaissance. Mit den Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen geht ein nochmaliger Verschuldungsschub einher. Gold schützt vor den daraus resultierenden Gegenparteirisiken.

Der Goldpreis in Euro notiert nur noch knapp unter seinen Höchstständen

Mit aktuell ca. 1.496 Euro pro Unze notiert der Goldpreis in der Gemeinschaftswährung nur noch gut zwei Prozent unter dem bislang höchsten Tagesschlusskurs vom 24. Februar bei 1.528 Euro pro Unze. Damit konnte der Goldpreis auf Schlusskursbasis vom Tief am 16. März bei 1.355 EUR/Unze aus gerechnet seine Verluste zum Hochpunkt in nur sechs Handelstagen nahezu komplett wieder wettmachen.

Kursverlauf für Goldpreis in Euro

Wie robust sich der Goldpreis in der Liquiditätskrise der letzten Wochen gehalten hat, kann man auch am Vergleich mit den Preisveränderungen der globalen Aktienmärkte ablesen: Der mit physischem Gold gedeckte Xetra Gold Fonds kann auf Jahresbasis eine Nachsteuerrendite von 23,8 Prozent vorweisen (Gewinne sind bei Anlagegold nach 12 Monaten und 1 Tag steuerfrei). Im Vergleich dazu erwirtschaftete der den MSCI World nachbildende ETF des Anbieters iShares einen Verlust von 17,9 Prozent (Quelle: justETF):

Der Goldpreis steigt - hier im Chart Xetra Gold vs iShares MSCI World

Goldpreis profitiert vom nicht vorhandenem Gegenparteirisiko

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, kommentierte die Aufstockung des bereits laufenden Anleihekaufprogramms um 750 Mrd. Euro sowie die Aufweichung der Bonitätsanforderungen an die gekauften Papiere mit folgender Floskel: „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln“. Doch im Falle der geldschöpfenden Zentralbanken gehen mit außergewöhnlichem Handeln in diesem Fall auch außergewöhnliche Risiken einher. Denn als Kreditgeber der letzten Instanz erzeugt die EZB durch ihre Billigkreditschwemme noch mehr Verschuldung bei Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten.

Damit steigt automatisch das sogenannte Gegenparteirisiko bei den Schuldpapieren an, aber auch bei Aktien hoch verschuldeter Unternehmen und Hypothekenschuldnern, was auch den Immobilienmarkt tangiert. Daraus ergeben sich für den Goldpreis zwei Vorteile: Zum einen ist der Wert des Goldes intrinsischer Natur und nicht abhängig von der Fähigkeit Dritter, Zins-, Tilgungs- oder Mietzahlungen zu tätigen. Zum anderen fällt der Zinsnachteil gegenüber Währungen, wie zum Beispiel dem Euro, komplett weg.

Starke Nachfrage nach physischem Gold – Nachschub stockt

Aufgrund der großen Nachfrage und der gestörten Lieferketten verlangen Einzelhändler aktuell bis zu 30 Prozent Aufschlag auf Goldmünzen im Vergleich zum Spot-Preis. Die Engpässe reichen dabei von den verringerten Förderkapazitäten der Minengesellschaften, über Engpässe in den weltweit führenden Raffinerien in der Schweiz, bis hin zur teilweisen Unterbrechung der Lieferkette durch eine deutliche Limitierung der Werttransporte. Circa 70 Prozent des weltweit geförderten Goldes wird in der Schweiz weiterverarbeitet und anschließend exportiert.

Große staatliche Münzprägeanstalten, wie zum Beispiel die Kanadas, Australiens und Südafrikas haben ihren Betrieb bereits eingestellt oder stehen kurz davor. Anhand der Verkaufszahlen der aktuell noch operativ tätigen United States Mint kann man die Nachfrageexplosion der letzten Tage und Wochen sehr gut nachvollziehen. Es ist sogar möglich, dass die Verkäufe von Goldmünzen im März dieses Jahres die aus der Finanzkrise (März 2009) sogar noch toppen.

US Mint Verkäufe bei Gold

Terminmarkt bekommt den Stress zu spüren

Aufgrund der hohen Aufschläge verlagert sich die Nachfrage nun in Richtung physisch gedeckter Gold-ETF mit Zugriff auf die Lagerbestände der Terminbörse COMEX. Zeitweise notierte der Goldpreis am Terminmarkt zur Lieferung im April 70 US-Dollar pro Unze über dem Spot-Preis. Aktuell muss man am Terminmarkt für das im April zur Lieferung anstehende Gold 1.650 US$/Unze bezahlen. Einige Analysten gehen noch in diesem Jahr von dem Erreichen neuer Rekorde beim Goldpreis in US-Dollar aus. Gleichzeitig erholen sich die Minenaktien sehr stark, da bei physischer Knappheit und derart hohen Aufschlägen ein Investment in das Gold, das noch im Boden liegt, durchaus Sinn. Zumal die Goldminenaktien zuvor massiv abgestraft wurden. Dabei zählt die Minenindustrie zu den privilegierten Branchen, die die Produktion nach dem Ende der Corona-Krise tatsächlich nachholen können.

Fazit und Ausblick

Die Lage am Goldmarkt bleibt stark angespannt. Es zeichnet sich wie in der Finanzkrise eine Knappheit bei bestimmten Goldprodukten ab. Die Produktions- und Lieferketten sind gestört. Dies führt zu hohen Verfügbarkeitsprämien selbst bei gängigen Münzen und Barren. Dabei sehen wir gerade erst den Anfang der weltweiten ökonomischen Folgen der Corona-Krise. Das Gleiche gilt für die Gegenmaßnahmen der Notenbanken und Regierungen. Das Umfeld für den Goldpreis gleicht damit im positiven Sinne einem perfekten Sturm.

Neue Rekorde beim Goldpreis in Euro rücken sehr zügig wieder in greifbare Nähe. Der liquiditätsbedingte Kurseinbruch konnte durch die noch aggressiveren und schneller durchgeführten Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik im Vergleich zur Finanzkrise 2008 ff. auch schneller wieder aufgeholt werden. Neue Rekordpreise beim Gold in Euro und US-Dollar noch in diesem Jahr sind keine Utopie, ebenso wenig wie eine anhaltende Outperformance gegenüber anderen Anlageklassen.



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