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-11 % in 2022 - Fortsetzung in 2023 Immobilienpreise global deutlich am Fallen – Expertenkommentar

Immobilien müssen im Kampf um Kapital bestehen, und daher höhere Renditen bieten. Daher fallen weltweit die Immobilienpreise.

Kräne auf einer Baustelle

Auch wenn es beispielsweise in Deutschland erste konkrete Anzeichen für ein Ende der fallenden Immobilienpreise gibt: Global sind die Preise spürbar gefallen, und im Gesamtjahr 2023 sollte der Abwärtstrend weitergehen, so die aktuelle Aussage eines Experten. An dieser Stelle drucken wir den Originalkommentar ab von Peter Hayes, Global Head of Investment Research bei PGIM Real Estate:

Neubewertung der Immobilienpreise in 2022 dank steigender Zinsen

Als vergleichsweise kleiner Teil der globalen Finanzlandschaft haben sich Immobilien als stark schwankungsanfällig gegenüber den globalen Kapitalkosten erwiesen. Insgesamt bleibt das Einkommen aus Immobilien relativ konstant und vorhersehbar, insbesondere aufgrund des geringen Angebots in diesem Zyklus. Die Schwankungen der Immobilienpreise in den letzten Jahren wurden daher größtenteils von der Entwicklung auf dem Zinsmarkt beeinflusst. Der starke Anstieg der globalen Zinssätze, der in der zweiten Jahreshälfte 2022 aufgrund der weltweit steigenden Inflation eingesetzt hatte, führte daher zu einer großen Neubewertung der Immobilienpreise.

Die Zinsen von Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen sowie die Aktiendividenden sind im vergangenen Jahr gestiegen. Daher müssen Immobilien eine entsprechend höhere Rendite bieten, um im Wettbewerb um Kapital zu bestehen. Auch die Fremdkapitalkosten sind gestiegen, was die Verfügbarkeit von Kapital und die Preise, die Investoren für Immobilien bieten können, begrenzt. Zusammengenommen können diese Faktoren nur eines bedeuten: eine Anpassung der Immobilienpreise an höhere Renditen – und dieser Korrekturprozess ist bereits in vollem Gange.

Neubepreisung der globalen Immobilienpreise

Im Gegensatz zur aktuellen, durch die Zinsstraffung ausgelösten Korrektur, war die globale Finanzkrise durch eine Reihe anderer Faktoren verursacht worden. Allerdings hat sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Renditen in den Jahren 2008 und 2009 verändert hatten, bisher als ein angemessener Indikator für die aktuelle Anpassung erwiesen.

Immobilienpreise fielen in 2022 global im Schnitt um 11 %

Insgesamt sind die realen Immobilienpreise im vergangenen Jahr weltweit um durchschnittlich 11% gesunken, was primär auf die veränderten Renditen zurückzuführen ist. Die Neubewertung unterscheidet sich dabei stark je nach Region und Segment. Wohnimmobilien- und Logistikmärkte etwa profitierten vor 2022 von einem gesteigerten Interesse der Investoren, wodurch die Renditen in vielen globalen Märkten vor der Neubewertung auf historische Tiefststände gesunken waren. Die Märkte im asiatisch-pazifischen Raum weisen erneut einen moderateren Korrekturpfad der Immobilienpreise auf, wenngleich sich hinter dem regionalen Durchschnitt einige Unterschiede verbergen, darunter deutlichere Anpassungen in Australien und Südkorea als beispielsweise in Japan.

Investoren und Kreditgeber waren bisher sehr unterschiedlich von der Neubewertung betroffen. So reagieren die Mietermärkte üblicherweise erst mit einer gewissen Verzögerung auf einen beginnenden Abschwung. Dabei ging das Mietwachstum bislang erst ein Jahr nach Anstieg der Renditen zurück. Gleichzeitig bieten die Auswirkungen der höheren Inflation auf die Nominalmieten einen gewissen Schutz für die Immobilienwerte.

Weiter fallende Preise in 2023

Insgesamt gehen wir davon aus, dass die weltweiten Immobilienpreise im Jahr 2023 weiter sinken werden. Dies wird weiterhin in erster Linie durch die Ausweitung der Renditen und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Fremdkapital bedingt sein, obwohl wir auch eine Verlangsamung des nominalen Mietwachstums erwarten, da die Inflation zurückgeht. Mit einer Neubewertung von etwa -7% – vom Start in 2022 bis zum Tiefpunkt – wird der asiatisch-pazifische Raum vermutlich am widerstandsfähigsten sein. Für Europa und die USA erwarten wir einen Rückgang der Immobilienpreise von etwa 25%.

Dabei wird die Entwicklung auf den Nutzermärkten den Verlauf der nächsten Phase des Abschwungs und der anschließenden Erholung bestimmen. Wenn sich die Mietermärkte gut entwickeln, wird sich die Preiskorrektur in Grenzen halten, und die Unsicherheit wird sich rasch in Chancen verwandeln. Wiederholen sich jedoch die in früheren Zyklen aufgetretenen Probleme wie ein Überangebot, steigende Leerstände und sinkende Mieten, könnten diese Faktoren den Abschwung der Immobilienpreise verschärfen und zu weiteren Korrekturen führen.

Peter Hayes ist Global Head of Investment Research bei PGIM Real Estate
Peter Hayes ist Global Head of Investment Research bei PGIM Real Estate.



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3 Kommentare

  1. Nur bei Immowelt und ImmoScout24 gibt es klare Tendenzen, dass die Preise steigen 😂

    https://finanzmarktwelt.de/immobilienpreise-im-anstieg-aktuelle-daten-276109/

    Ist ja auch nachvollziehbar, da die Finanzierungsbedingungen bzw. die Zinsaufwendungen in Relation zu den Hauspreisen jenseits von gut und böse sind.

    Und deswegen sinken ja auch die Baukredite und in den Kreditabteilungen der Banken bohren sich die Mitarbeiter auch deswegen vor Langeweile in der Nase rum 🤣

    https://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article238222033/Baukredite-brechen-ein-Bankkunden-massiv-verunsichert.html

    Also ich würde der Statistik von Immowelt und ImmoScout24 vertrauen, da die ja Marktunabhängig sind 😁

  2. Das untermauert natürlich die Aussagen bzw. Einschätzungen dieser Immobilienportale, die ja aus Wunschpreisen der Verkäufer/ Makler basieren. Mich würden viel mehr tatsächliche Verkaufpreise in Kaufverträgen sowie Umsatzzahlen interessieren.

    Ich persönlich habe seit einem Jahr, also seit Ende der Nullzinsphase, Suchagenten für gebrauchte EFHs auf mehren Portalen laufen und kann sagen dass, das Angebot deutlich zunimmt, die Häuser aber überwiegend immer noch zu Mondpreisen eingestellt werden. Diese bleiben dann ewig drinnen bis es bei manchen dann doch zu Reduzierungen (10% bis 20%) kommt.
    Es wird wohl noch Jahre dauern, bis auch der letzte Makler kapiert hat, dass seine Preise, nur aufgrund der hohen Nachfrage, weil Geld nix gekostet hat, bezahlt werden konnten.

  3. Ich frage mich permanent woher haben die Leute das Geld? Aktuell werden gewöhnliche unsanierte EFH (vornehmlich 50-70er) immer noch für knapp 1 Mio angeboten.

    realistisch sollte die Finanzierung der Immobilie maximal 30% von Haushalteinkommen ausmachen. Dann müsste man sehr viel Eigenkapital haben, wenn man das mit den aktuellen Durchschnittseinkommen finanzieren möchte, oder man ist ein Topverdiener, der auch bei 4% mal locker 7000EUR nebenbei Finanzieren kann. Diese monatlichen Einkommen, sind aber rar.

    Also für wen sind diese Preise gemacht? Das kann doch nur noch eine Richtung gehen.

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