
In dieser Woche zeigten Einblicke in Finanzdaten der Firma Signa Development (siehe hier), dass das Immobilien-Imperium des viel beachteten und jahrelang gehypten Österreichers Rene Benko wackelt. Es geht um Liquiditätsprobleme. Die erkannte man auch schon in den Tagen zuvor, weil mehrere Bauprojekte zum Beispiel in Hamburg zum Stillstand kamen. Baufirmen wurden nicht mehr bezahlt. Beim Prestigeprojekt Elbtower in Hamburg schließt der Hamburger Senat Staatshilfen aus, aber bereits involvierte Investoren könnten helfen?
Investoren machen Druck auf Rene Benko
Liebesentzug für den „lieben René“, so formulieren es die Kollegen von Bloomberg heute plakativ! Sie schreiben: Rene Benko hat sein Immobilien-Imperium ein gutes Jahrzehnt lang in atemberaubendem Tempo ausgebaut. Zuletzt standen seine Liegenschaften und Bauprojekte mit 23 Milliarden Euro Bruttowert in den Büchern. Dabei ging es ihm immer um Spitzengebäude in Spitzenlagen — gegenüber Gesprächspartnern verglich Rene Benko die Erstklassigkeit seines Portfolios zuweilen mit dem der englischen Krone und der katholischen Kirche. Dass dieses in der Niedrigzinsphase ordentlich aufgewertet und beliehen wurde, hat bei einigen Beobachtern, je nach Standpunkt, schon immer für Bewunderung oder Stirnrunzeln gesorgt.
Unstrittig war seine Fähigkeit, sehr reiche Männer nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn (Peugeot-Brüder, Kühne, Haselsteiner, Roland Berger) dazu zu bringen, immer wieder Dutzende von Millionen an Eigenkapital in seine Unternehmen zu stecken. Befragt nach dem Grund für ihr Vertrauen in den Schulabbrecher und Autodidakten Rene Benko, nannten diese immer wieder als Gründe, dass er ein begnadeter Unternehmer sei und ihnen ihre Dividenden immer pünktlich auszahle.
In beiderlei Hinsicht scheint es nun jedoch Neueinschätzungen auf Seiten der Investoren zu geben. Gesellschafter der Signa Holding schrieben dem “lieben René” einen Brandbrief, in dem sie ihn auffordern, das Kommando an einen Restrukturierungsexperten abzugeben. Bondeigentümer haben Rechtsbeistand angeheuert. Beim Hamburger Elbtower drehen sich keine Kräne und Betonmischer mehr, weil Zahlungen ausbleiben. Der Zinsgipfel der EZB könnte auch „Peak Rene Benko“ bedeuten.
Signa-Anleihe crasht
FMW: Der folgende Chart zeigt: Eine Anleihe von Signa Development rauscht gerade ins Bodenlose, sogar in den notleidenden Bereich. Es ist der normale Fluchtmechanismus. Sehen Anleiheinhaber die Gefahr, dass der Schuldner die Anleihe nicht wird zurückzahlen können, verkaufen sie die Anleihe. Alle wollen nur noch raus, es findet sich kein Käufer, man ist bereit extremste Abschläge zu akzeptieren. Schnäppchenjäger, die viel Mut haben, kaufen dann zu sehr niedrigen Kursen. Und wenn der Schuldner dann doch noch zahlt, machen diese Mutigen ein phantastisches Geschäft. Für Rene Benko ist dieser Kursverlauf ein Gradmesser in das Vertrauen in seine Signa-Gruppe. Steigen bereits vorhandene Investoren wie Klaus-Michael Kühne verstärkt ein und helfen?
FMW/Bloomberg
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Vielleicht hatte Herr Benko bisher immer schön, gut und glatt erzählen können um Vertrauen zu gewinnen. Die niedrigen Zinsen unterstützten ihn. Mit frischem Geld lässt sich gut bauen