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Am Anleihemarkt rechnen Händler mit hoher Volatilität Fed wirft hawkishen Schatten voraus – kein Ende der Turbulenzen

Fed wirft hawkishen Schatten voraus - kein Ende der Turbulenzen

An der Wall Street wächst die Erleichterung darüber, dass die US-Notenbank Fed – endlich – mit der Anhebung der Zinssätze fertig sein könnte. Das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Turbulenzen am Anleihemarkt bald der Vergangenheit angehören. Die Anleger an den US-Anleihemärkten gehen davon aus, dass die Geldpolitik der Federal Reserve weiterhin für eine erhöhte Volatilität bei US-Anleihen sorgen dürfte. Der Grund dafür ist die wirtschaftliche Ungewissheit, die den Kurs der Zentralbank zu ändern droht oder die Zinssätze weit länger als von den Händlern derzeit erwartet auf einem höheren Niveau halten wird. So wie es derzeit aussieht, stehen Zinssenkungen noch nicht zur Debatte.

Zuletzt zogen die Renditen auf US-Staatsanleihen wieder deutlich an, nachdem die Ratingagentur Fitch die Bonität der USA von der Spitzennote „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft hatte. Dies hat den Anleihemarkt erneut durchgeschüttelt. Der Benchmark-Zinssatz, die 10-jährige Anleiherendite (4,158 %), notiert inzwischen wieder auf den Höchstständen des letzten Jahres. Das hat den zahlreichen Wetten am Anleihemarkt auf steigende Anleihen einen herben Dämpfer verpasst, da die möglichen Zinssenkungen in den USA doch nicht so schnell eintreten dürften wie erhofft. Die Fed könnte stattdessen die Zinsen länger auf einem hohen Niveau belassen oder sogar weitere Zinserhöhungen ankündigen.

Fed bleibt hawkish

Schon jetzt betonen einige Fed-Mitglieder, dass es noch viel zu tun gibt, da die Inflation trotz der aggressivsten geldpolitischen Straffung seit vier Jahrzehnten weiterhin über ihrem 2 %-Ziel liegt. Wie Bloomberg berichtet, haben die Strategen bei Barclays ihren Kunden geraten, 2-jährige Staatsanleihen zu verkaufen, weil sie davon ausgehen, dass die Zinsen im nächsten Jahr hoch bleiben werden. Damit widersetzten sie sich der allgemeinen Spekulation, dass die Fed bereits im März 2024 eine Reihe von Zinssenkungen einleiten wird. Währenddessen bewegen sich die stark beachteten 10-jährigen Anleihenrenditen – die Benchmark für das gesamte Finanzsystem – wieder auf die Höchststände des vergangenen Jahres zu.

„Der Anstieg der langfristigen Renditen wurde zuletzt durch die falkenhaften Botschaften der Fed weiter befeuert“, sagte Rob Waldner, Chefstratege für festverzinsliche Wertpapiere bei Invesco. „Die US-Notenbank Fed bleibt hawkish, was die Unsicherheit hoch hält.“

Fed Swaps: Am Anleihemarkt sind 6 Zinssenkungen eingepreist - Wetten auf Anleihen

Die Fed-Swaps zeigen, dass Zinssenkungen von über 100 Basispunkten für das nächste Jahr eingepreist sind. Der Markt erwartet demnach ein schnelleres Tempo der Zinssenkungen als die Fed.

Die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit sowie die Flutung der Märkte mit neuen Anleihen aufgrund des steigenden Defizits in den USA belasten den US-Anleihemarkt. Trotz des starken Anstiegs der Zinssätze hat der Gesamtmarkt für Staatsanleihen laut einem Bloomberg-Index in diesem Jahr nur 0,1% zugelegt und ist damit weit von den großen Gewinnen entfernt, die einst erwartet wurden, als das Ende der Zinssenkungen der Fed in Sicht war.

Fed: Zinspause das wahrscheinlichste Szenario

Nach der geldpolitischen Sitzung der Zentralbank im Juli, betonte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass die Entscheidung auf der nächsten Sitzung im September von den in den nächsten zwei Monaten veröffentlichten Daten abhängen würde. Nachdem die Fed den Leitzins im Juli wie erwartet um einen Viertelprozentpunkt angehoben hatte, rechnet der Markt nun wieder mit einer Zinspause.

Bislang haben die wichtigsten Daten die Spekulationen gestützt, dass der Zinssatz im September stabil bleiben, da sich das Beschäftigungswachstum abkühlt und es Anzeichen für eine nachlassende Inflation gibt. Die Kernrate, die die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise ausklammert und als besserer Maßstab für den zugrunde liegenden Inflationsdruck gilt, stieg im Juli jedoch immer noch um 4,7 % im Jahresvergleich. Der am Freitag veröffentlichte Erzeugerpreisindex stieg zudem schneller als erwartet, was die Renditen von Staatsanleihen aller Laufzeiten in die Höhe trieb.

Geldpolitische Termine

In der kommenden Woche werden die Händler die Veröffentlichung des Protokolls der FOMC-Sitzung vom 25. und 26. Juli daraufhin untersuchen, welche Zinssätze die Notenbanker erwarten und ob es zwischen ihnen Meinungsverschiedenheiten gibt.

Das jährliche Treffen der Zentralbanker aus aller Welt, das Ende des Monats in Jackson Hole, Wyoming, stattfindet, steht ebenfalls unter genauer Beobachtung. Das Event könnte Powell die Möglichkeit geben, den Märkten entgegenzutreten, die davon ausgehen, dass die Fed ihren Leitzins bis Januar 2025 auf etwa 4 % senken wird. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 %.

„Der Offenmarktausschuss ist gespalten“, sagte Subadra Rajappa, Leiter der US-Zinsstrategie der Societe Generale. „Es sind bereits sechs Zinssenkungen bis Ende 2024 eingepreist – aber kommt das wirklich so? Bislang deuten die Signale der Fed eher darauf hin, dass es sich beim aktuellen Zinszyklus um eine „High-for-longer“-Geschichte handelt. Ich kann hier keinen starken Anleihen-Trade sehen“.

Was Bloomberg Economics sagt:

„Das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung, das am 16. August erscheint, könnte zeigen, dass die Mehrheit der Fed-Mitglieder die Fortschritte bei der Desinflation positiv registriert hat, aber noch nicht davon überzeugt ist, dass der Zinserhöhungszyklus vorbei ist.“ – Anna Wong, leitende US-Ökonomin.

Dennoch strömen einige Anleger in den Markt für Staatsanleihen, angezogen von den höheren Zinsen und der Sorge, dass die diesjährige Aktienmarkt-Rally nicht nachhaltig ist. Laut den Strategen der Bank of America sind US-Anleihen damit auf dem Weg zu einem Rekordjahr mit Zuflüssen.

Kerrie Debbs, zertifizierte Finanzplanerin bei Main Street Financial Solutions, hat ihre Kunden jedoch gewarnt, dass Anleihen kein sicherer Zufluchtsort vor Risiken sind und dass der Aufschwung des Aktienmarktes möglicherweise nicht von Dauer ist.

„Es gibt immer noch eine ganze Reihe von Risiken, darunter die anhaltende Inflation, die Wahrnehmung der Kreditqualität der US-Staatsschulden, das in die Höhe schießende US-Haushaltsdefizit, die politische Instabilität in der Welt und vieles mehr“, sagte Debbs, der rund 50 Kunden hat und ein Gesamtvermögen von etwa 70 Millionen Dollar verwaltet.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Wenn ich mir die Haushaltssituation der Vereinigte Staaten so anschaue, dann frage ich mich, ob Washington D.C. Wert auf eine entsprechende Bonität auf den Finanzmärkten legt.

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