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Neue Höchststände trotz Wirtschaftsabschwung Europäische Aktien haben sich von den Makro-Daten abgekoppelt

Europäische Aktien haben sich von den Makro-Daten abgekoppelt

Europäische Aktien haben sich in der ersten Jahreshälfte prächtig entwicklt. Die Aktienmärkte in Europa stehen demnach allesamt deutlich höher als zu Jahresbeginn. Neben dem Rückgang der Inflation in der Eurozone, sorgten vor allem die stabilen Gewinne der Unternehmen für Auftrieb. Trotz der massiv gestiegenen Energiepreise sowie der hohen Inflation konnten die Unternehmen ihre Umsätze festigen und die Gewinnmargen hochhalten. Das führende Börsenbarometer Europas, der Euro Stoxx 50 Index, legte in diesem Jahr bisher um knapp 16 % zu, genauso viel wie der Deutsche Aktienindex. Im Gegensatz zum Dax erreichte der Euro Stoxx 50 aber erst jetzt den Stand von 2007. Doch die jüngsten Makro-Daten mahnen zur Vorsicht. Die Auswirkungen des rasanten Straffungskurses der Europäischen Zentralbank spiegeln sich immer stärker in den Konjunkturdaten wider.

Die Eurozone, bestehend aus 20 Ländern, ist um den Jahreswechsel in eine leichte Rezession gerutscht. Eine technische Rezession wird definiert als zwei aufeinanderfolgende Quartale wirtschaftlicher Schrumpfung. Auch die größte Volkswirtschaft der Eurozone, Deutschland, befindet sich in einer technischen Rezession. Es sind vor allem die Frühindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung, wie beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes, die die Rezessionssorgen derzeit verstärken. Dennoch bauen europäische Aktien zu Beginn der zweiten Jahreshälfte die Gewinne des ersten Halbjahres aus, da zyklische Werte weiter zulegen können.

Aktien (Eurozone): Der Euro Stoxx 50 Index erreicht den Stand von 2007
Der Euro Stoxx 50 Index erreicht den Stand von 2007

Europäische Aktien im Aufwind

Wie Bloomberg berichtet, konnten europäische Aktien am Montag ihre Gewinne ausbauen, angeführt von zyklischen Sektoren, da Anzeichen einer sich abkühlenden US-Inflation sowie robuste Konjunkturdaten aus den USA den Appetit auf Risikoanlagen anheizten.

Der Stoxx Europe 600 Index legte bis 10:52 Uhr in London um 0,2% zu. Bergbau-, Energie- und Banktitel gehörten bis dahin zu den Gewinnern, während Konsumgüter und Gesundheitsprodukte unterdurchschnittlich abschnitten. Der Euro Stoxx 50 Index erreichte am Freitag den höchsten Schlussstand seit Dezember 2007.

Die Rally in der ersten Jahreshälfte sorgte dafür, dass europäische Aktien im breitgefassten Euro Stoxx 600 um 9 % zulegten. Angetrieben wurde die Rally von robusten Gewinnen der Unternehmen und der Erwartung, dass die nachlassende Inflation die Zentralbanken zu einer Pause bei den Zinserhöhungen veranlassen wird.

Einige Strategen befürchten jedoch, dass die Auswirkungen der hartnäckig restriktiven Geldpolitik die Kursanstiege von Aktien in der zweiten Jahreshälfte dämpfen dürften. Am Freitag kam allerdings nochmal Freude an den Aktienmärkten auf, als in den USA die PCE-Preisdaten, die als bevorzugte Messgrößen der Federal Reserve gelten, eine Abkühlung der Teuerung aufzeigten.

Aktienmärkte von Makro-Daten abgekoppelt

„In der ersten Jahreshälfte gab es eine Normalisierung der übermäßigen Verluste, die wir im Jahr 2022 erlebt haben“, sagte Alberto Tocchio, Portfoliomanager bei Kairos Partners. “ In den USA sehen wir endlich die Ausweitung der Marktbeteiligung nach sechs Monaten mit sehr geringer Marktbreite. Dies geschieht aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Makro-Daten in den USA, aber auch, weil die Inflation zurückgeht.“

In der Eurozone zeichnet sich indessen ein ganz anderes Bild ab. Die makroökonomischen Daten verschlechtern sich zunehmend, besonders im wichtigen Industriesektor. Die Auftragseingänge in der Industrie gehen zurück und einige wirtschaftliche Frühindikatoren wie die wichtigen Einkaufsmanagerindizes weisen auf eine zunehmende Wirtschaftsabkühlung hin. Die folgende Grafik zeigt, wie deutlich sich die Aktienmärkte in Europa von den Makro-Daten abgekoppelt haben. Das Gap zwischen dem Kurs des Euro Stoxx 600 und den PMI-Daten (Einkaufsmangerindex) ist inzwischen riesig geworden. Während die PMIs für das verarbeitende Gewerbe deutlich in den Kontraktionsbereich gerutscht sind und der PMI-Gesamtindex die Wachstumsschwelle erreicht hat, geht die Rally im Euro Stoxx 600 weiter.

Aktienmärkte: Europäische Aktien haben sich von den Makro-Daten abgekoppelt
Europäische Aktien haben sich von den Makro-Daten abgekoppelt

Skepsis an den Aktienmärkten

Die Anleger warten nun auf die bevorstehende Berichtssaison, diese dürfte Hinweise darüber liefern, ob die Gewinne der europäischen Unternehmen robust bleiben und wie diese die Aussichten für die kommenden Quartale einschätzen. Die Strategen von JPMorgan Chase sagten, dass die Widerstandsfähigkeit der Gewinne in der zweiten Jahreshälfte auf die Probe gestellt wird, da die Preissetzungsmacht der Unternehmen ab diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schwächer wird.

„Die Stimmung, die sich aus unseren Kennzahlen zu den langfristigen Anlegerströmen und -beständen ablesen lässt, ist skeptisch“, sagte Michael Metcalfe, Leiter der Makro-Strategie bei State Street Global Markets, per E-Mail. „Die Anleger haben in den letzten Monaten das Risiko reduziert, insbesondere in zyklischen Sektoren, was auf eine latente Besorgnis über die Rezession hindeutet, die noch nicht eingetroffen ist.“

„Da alle PMI-Daten besonders im Fokus stehen und die Wachstumsängste in Europa sich bewahrheitet haben, passt das gut zu der Vorstellung, dass die Anleger nicht ganz so überschwänglich sind, wie es die Kursentwicklung vermuten lässt“, fügte er hinzu.

FMW/Bloomberg/erster Chart Tradingview



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1 Kommentar

  1. Eine alte BÖRSENWEISHEIT ( DUMMHEIT) wird also wieder einmal widerlegt. BÖRSEN STEIGEN IMMER, aber der Eurostoxx 50 hat trotz Riesenrally erst das Niveau von 2007 erreicht.Wenn man bedenkt, dass Verlierer oft durch aufsteigende Titel ersetzt werden, sieht die Bilanz noch schlechter aus. Nach der überfälligen Korrektur nochmals schlechter. Das sollte den Permabullen zu denken geben

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